Denkmäler
Grabsteine erinnern an dunkles Kapitel
„Nur wer sich erinnert, kann Gefahren für die Zukunft bannen“, mahnte Bundespräsident Roman Herzog 1995 in seiner Rede anlässlich des 50. Jahrestags der Befreiung aus den Konzentrationslagern. Lange Zeit tat sich die deutsche Bevölkerung schwer mit dem Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Das wachsende Interesse an lokaler Geschichte rückt auch die Grabsteine des sogenannten „Russen-Friedhofs“ am Südring in Werne in den Fokus.
Der Friedhof soll die völkerrechtswidrige, unmenschliche Behandlung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern im Dritten Reich wachhalten. 103 Grabsteine geben Zeugnis von den schlimmen Arbeits- und Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter, die fern ihrer Heimat hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Von 1943 bis 1945 waren unter den 3.910 Belegschaftsmitgliedern auf der Zeche Werne insgesamt 2.331 Fremdarbeiter. 1.660 russische Kriegsgefangene und 671 Zwangsarbeiter aus Polen, Belgien, Kroatien und der Ukraine mussten über und unter Tage arbeiten. 1943 wurde mit diesen Zwangsarbeitern die bis dahin höchste Fördermenge an Steinkohle gefördert, täglich über 2.800 Tonnen.
Unter den Toten sind Frauen und Kinder
Kurz nach der Befreiung am 31. März 1945 bestatteten die ehemaligen Zwangsarbeiter die im Arbeitslager auf dem Zechengelände Verstorbenen auf dem Werner Friedhof. Auch Zivilpersonen leisteten Zwangsarbeit, daher sind hier auch 13 Frauen beerdigt und auch 10 Kinder, die alle im Barackenlager auf der Zeche geboren worden waren. Ein ehrendes Gedenken an die Zwangsarbeiter gab es kurz nach dem Krieg bei Deutschen noch nicht. Der Friedhof ist nicht eingerichtet worden, um deutsche Schuld zu bekennen. Veranlasst worden ist die Aufstellung durch die Sowjetische Militärmission, die auch im Herbst 1945 in der britischen Besatzungszone agieren konnten, um Friedhöfe anzulegen.
Zwangsarbeiter zu Tode gequält
Die deutsche Übersetzung eines russischen Spruches lautete zunächst „ … die in der Gefangenschaft ihr Leben lassen mussten“. Mit dieser Formulierung wird Schuld verschämt verschleiert. Die Übersetzung des russischen Textes lautet: „Hier ruhen 103 sowjetische Bürger, die in faschistischer Gefangenschaft ihr Leben lassen mussten.“ Erst später ist eine angemessene deutsche Übersetzung hinzugefügt worden: „Hier ruhen 102 Sowjetbürger, zu Tode gequält in der faschistischen Zwangsarbeit“. Um die Zwangsarbeiter haben sich kaum Deutsche gesorgt. Dank verdient allerdings Käthe Rittner, 1999 im Alter von über 90 Jahren verstorben. Sie hat während des Zweiten Weltkrieges versucht, die oft katastrophalen Lebensverhältnisse im Barackenlager zu mildern. Durch die Mitte der 1990er Jahre aufgekommene Diskussion um Entschädigungszahlungen für die Zwangsarbeiter, vor allem aus Polen und Russland, ist auch dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte auch in das Bewusstsein der Menschen in Werne vorgedrungen.
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