Denkmäler
Barockes Schmuckstück
Ein herausragendes Beispiel für den Barock liegt am Rande des Werner Altstadtkerns: das Kapuzinerkloster. Es ist das einzige vollständig erhaltene Kapuzinerkloster im Bistum Münster und daher ein Musterbeispiel für die deutsche Kapuzinerarchitektur des 17. Jahrhunderts. Seine Kirche präsentiert sich von außen, wie es sich für einen Bettelorden geziemt: als schmuckloser, weiß verputzter Bau. Erst im Inneren offenbart sich die Epoche, in der das Gotteshaus errichtet wurde: Die Schnitzkunst der Altäre und ihre Gemälde spiegeln barocke Pracht.
Die Grundsteinlegung für die Kirche erfolgte am 10. August 1677. Verantwortlich für den Entwurf des Gotteshauses zeichnete der Ordensbaumeister Ambrosius von Oelde. Er hielt sich an die Ordensregeln, wonach die Gotteshäuser der Kapuziner klein und ärmlich aussehen sollten. Um diesem Anspruch zu genügen, griff Ambrosius auf einen bewährten schlichten Kirchenbautypus zurück: eine 22 Meter lange Saalkirche mit einem Tonnengewölbe im Inneren. Der Vorteil dieser Bauweise: Sie benötigt keine aufwendigen Pfeileranordnungen für statisch komplizierte Gewölbe.
Funktionale Dekoration
Zur Auflockerung der weiß verputzten Front verwendete Ambrosius nur wenige Elemente. Der Eingang wird von einem Rundbogenportal aus Sandstein überfangen. Der Rundbogen wiederholt sich in zwei hohen Fenstern über dem Portal und in einer kleinen Figurennische dazwischen. Ein schmales Gesims trennt den dreieckigen Giebel vom unteren Teil der Fassade. Auch in diesem oberen Bereich gibt es nur funktionale Zierformen, ein Rundfenster und ein Oberlicht an der Spitze. Die schmiedeeiserne Jahreszahl 1680 erinnert an das Datum der offiziellen Fertigstellung der Kirche.
Innen prunkt man
So schlicht die Architektur ausfällt, so verschwenderisch wurden die Altäre im Inneren ausgestattet. Den Hauptaltar zahlte Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg (1626–1683), den rechten Seitenaltar stiftete die Adelsfamilie von Ascheberg. Und die Stifter wünschten mehr Prunk als es einem Bettelorden geziemte. Die üppige Schnitzkunst und die kunstvollen Gemälde verkörpern in idealer Weise die sakrale Barockkunst. Die Holzkonstruktionen der Altaraufsätze stammen aus der Entstehungszeit des Klosters. Sie werden der Werkstatt des Bildhauers Paul Gladbach von Rüthen († 27. Januar 1688) zugeschrieben. 1682 wurden die beiden Nebenaltäre aufgestellt, 1685 der Hochalter.
Die Altarbilder rahmte Paul Gladbach mit gedrehten Säulen, an denen sich die christlichen Symbole Weinblätter und Trauben emporranken. Wie für barocke Kirchenmalerei charakteristisch, inszenieren die Altargemälde biblische und legendäre Ereignisse wie auf einer Theaterbühne – mit dramatischen Gesten und effektvoller Lichtregie.
Das illustriert das Gemälde am Hochaltar. Es fängt einen zentralen Augenblick der Kreuzigung ein: den Moment, in dem ein römischer Soldat mit der Lanze in den Körper des Gekreuzigten sticht, um festzustellen, ob dieser noch lebt. Und vor dem finsteren Himmel wirkt der weißliche Körper des Gekreuzigten wie von einem Scheinwerfer angestrahlt.
Italien lässt grüßen
Die Gemälde auf allen drei Altären schuf der Kapuzinerbruder Damian von Ratingen († 1709). Dabei vereinte er italienische und niederländische Einflüsse. So verzichtete Damian ähnlich wie der italienische Barockmaler Annibale Carracci (um 1560–1609) bei Licht- und Schattenspielen auf harte Kontraste. Stattdessen scheint ein diffuser Schleier wie ein Weichzeichner über dem Bild zu liegen. Für die Komposition der Kreuzigung ließ sich Damian von einem Star der damaligen Kunstszene inspirieren – von Peter Paul Rubens und dessen Kreuzigung mit Lanzenstoß, die der flämische Maler 1619/1620 für die Kirche der Franziskaner-Rekollekten in Antwerpen anfertigte.
Die Kapuziner sind da, wo Not ist
Die Kapuziner wirken seit mehr als 350 Jahren in Werne. Ihr offizieller Name lautet „Ordo Fratrum Minorum Capucinorum“ (OFMCap), auf Deutsch: „Orden der Minderen Brüder Kapuziner“. Im Volksmund heißen sie schlicht „Kapuziner“, nach den spitzen Kapuzen ihrer braunen, mit einer Kordel gegürteten Ordenstracht. Die Kapuziner zählen zu den Franziskanischen Orden und wurden 1619 von Papst Paul V. zu einem rechtlich selbstständigen Orden erhoben.
Ihrem Selbstverständnis nach wirken die Kapuziner dort, wo Not am Mann oder an der Frau ist. In Werne war das gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) der Fall. Es gab zu wenig Pfarrer und die Jugend sei „durch das Soldatenleben und die schlechten Sitten der Kriegszeiten verdorben“, klagte einer der ersten Guardiane der Stadt. Außerdem hatte eine Pestepidemie 1636/1637 die Bevölkerung dezimiert.
Daher baten die Bürger das Domkapitel zu Münster, eine Niederlassung der Kapuziner in Werne zu genehmigen. Dem wurde am 1. Juli 1659 durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen und eine Woche später durch das Domkapitel stattgegeben. Dafür gab es einen guten Grund: Man fürchtete, dass Protestanten der benachbarten Grafschaft Mark in die pastorale Lücke nach Werne vorstoßen könnten.
Die Kapuziner des Werner Klosters haben einen neuen Kirchenführer zu ihrer Klosterkirche herausgegeben. Er ist zu den Öffnungszeiten an der Klosterpforte für 9,50 Euro erhältlich.
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