Denkmäler
Vom Viehaus zum Stadtmuseum
Von seiner Rückseite her betrachtet, erweist sich das Stadtmuseum Werne als typisches Beispiel für Wernes Baugeschichte. Hinter dem modernen Museumsanbau zeigt sich eine Fachwerkfassade. Front und Seiten dagegen täuschen einen klassizistischen Steinbau vor. Ähnlich erging es vielen Bürgerhäusern am Markt und an der Steinstraße: Auf der Konjunkturwelle der Gründerzeit reitend, verpassten ihre Eigentümer den Fachwerkhäusern repräsentativere Steinfassaden.
Großbrand überstanden
Das Museum erhielt seine Fassade früher. Um das Jahr 1800 herum wurde das Fachwerkhaus im damals modernem Baustil des Klassizismus verblendet. Zu der Zeit war es bereits über 100 Jahre alt und diente dem bischöflichen Amtsrentmeister als Wohn- und Diensthaus. Die Ursprünge des Amtshauses reichen zurück bis ins Mittelalter. Ein Vorgängerbau gehörte zur Burganlage des Bischofs von Münster, die sich in jenem Bereich befand, in dem das Horne-Center steht. In Unterlagen des Werner Stadtarchivs wird dieser frühe Bau als „Vieh- und Bauhaus“ bezeichnet.
1586 vernichtete ein Großbrand große Teile der Burganlage. Das „Vieh- und Bauhaus“ blieb möglicherweise erhalten. Um 1680 bat jedenfalls der Rentmeister des bischöflichen Amtes Werne, Johann von Bruchhausen, das Domkapitel in Münster um Erlaubnis, das Haus zum Wohngebäude umzubauen. Eine dendrochronologische Untersuchung ergab in den 1980er-Jahren, dass die Baumstämme des noch erhaltenen Fachwerks um 1689 gefällt wurden. Bruchhausen erledigte in dem neu gestalteten Haus auch seine Dienstgeschäfte. So wurde das Viehhaus zum Amtshaus.
Auf der Höhe seiner Zeit
Um das Jahr 1800 herum erfolgte der klassizistische Umbau. Damit wurde das Amtshaus sozusagen ein stilistischer Trendsetter. Die französische Revolution hatte nicht nur das politische System des Absolutismus, sondern auch die staatstragende Kunst des Barock zu Fall gebracht. Künstler feierten nun jene Epoche, die als Urbild von Demokratie und Repulik galt: die Antike.
Und so kehrte der Klassizismus Anfang des 19. Jahrhunderts zu den schnörkellosen Formen der griechischen und römischen Klassik zurück: zu Säulen und Giebeln, zu klaren Farben und Konturen. Am Alten Amtshaus äußert sich das in einer übersichtlichen Fassadengliederung, in den mit Rillen versehenen Fensterrahmen und Säulenverblendungen an den Ecken. Die südwestliche Fassade blieb unverändert, da sich an dieser Seite ein Wärmehäuschen mit einer Blaufärberwerkstatt befand.
Heimat für Geschichtsliebhaber
Als das Oberstift Münster 1803, im Zuge der Säkularisation, aufgelöst wurde, kam das Amtshaus in den Besitz der aus Olfen stammenden Familie Homann. Die Bezeichnung „Homann’sches Haus“ wurde in Werne schnell zum festen Begriff. Von 1856 bis zum 1. Juli 1900 wohnte dort der Bürgermeister Thiers. 1952 kaufte die Stadt Werne das Haus. Zunächst diente es dem Jungengymnasium der Arnsteiner Patres als Internat. Im Obergeschoss gab es einen Wohnbereich für auswärtige Schüler, im Erdgeschoss eine Küche mit Speiseraum sowie Wohnräume für die Patres. Für den Schulunterricht stand das ehemalige Rektoratsschulgebäude zur Verfügung.
Nachdem die Arnsteiner mit dem St. Christophorus-Gymnasium im Lindert eine neue Heimat gefunden hatte, durfte Karl Pollender 1962 im Alten Amtshaus zwei Räume für eine Museumsausstellung einrichten. Der Realschullehrer hatte sich dem Aufbau einer Sammlung zur Werner Stadtgeschichte verschrieben. Er verstand es, viele Heimatfreunde und Mitbürger für seine Idee zu begeistern. Den Erfolg seiner Arbeit konnte er nicht mehr miterleben. Er starb 1980, nur wenige Wochen vor der Eröffnung des Stadtmuseums im Alten Amtshaus am Kirchhof 13. Mit der Namengebung „Karl-Pollender-Stadtmuseum“ ehrte der Stadtrat den engagierten Heimatforscher.
Das Alte Amtshaus – Stadtmuseum Werne ist seit 1985 eingetragenes Denkmal.
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