
Denkmäler
Hofanlage in Stockum
Diese imposante Hofanlage, entstanden um 1870, übernimmt die traditionellen Baustrukturen des niederdeutschen Vierständerhauses, jedoch jetzt in massiver Backsteinbauweise. Die gesamte Anlage veranschaulicht die Finanzstärke dieses Hofes im 19. Jahrhundert. Das Haupthaus, 1868 als mächtiger Vierständerbau errichtet, weist einen ausgeprägten Wohnteil mit Querflur und ein Speichergeschoss auf. Der hochragende Wohngiebel ist mit Blendbogengruppen und Bandgesimsen verziert.
Historische Besonderheiten: Nähe zur ehemaligen Burg, Göpel und eine Doppelmühlenanlage
Ein Göpelhaus, das zu dieser Hofanlage gehörte, zeigte in besonderer Weise, dass hier ein bedeutendes Zeugnis der Technisierung der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert vorliegt. Ein Göpel ist eine mechanische Vorrichtung zur Erzeugung einer Antriebskraft durch Tiere, zumeist Pferde. Dieser Göpel ist allerdings durch den Wirbelsturm Kyrill zerstört worden. Hinter dem Haus steht ein zweigeschossiges, etwas jüngeres Gebäude, das als Stallspeicher dient und ein Taubenhaus im Giebel hat.
Der Hof liegt knapp oberhalb der alten Burg Stockum. Der zur Burg gehörende Amtshof, der in der Nähe oder auf dem Grund des heutigen Hofes Rasche lag, war ein Lehnsgut der Abtei Herford, zu dem 30 Unterhöfe gehörten. Die Mühleninsel gehörte zum Lehnsgut. Früh schon war mit dem Hof eine Mühle an der Lippe verbunden. 1509 ist sie in Urkunden breit behandelt als Gegenstand eines Streites zweier Brüder. Es war eine Kornmühle und eine Ölmühle. Mühlen waren in vergangenen Jahrhunderten sehr begehrt, da sie hohen Gewinn versprachen. Das ist auch ein Grund dafür, dass es häufig Streit um diese und als Folge oft einen Besitzwechsel gegeben hatte. Die gesamte Anlage lässt noch erkennen, dass es sich hier einst um eine Doppelmühlenanlage gehandelt hat, deren Pendant nach 1900 in Backstein erneuert worden ist. Ein Teil der alte Mühle wird jetzt zur Stromerzeugung genutzt.
Bedeutung des Hofes für das wirtschaftliche und politische Umfeld
In karolingischer Zeit führte von Westen nach Osten durch Stockumer Gebiet noch eine wichtiger Handelsweg. Im Jahre 858 verlieh der Karolingerkönig Ludwig der Deutsche, Enkel Karls des Großen, dem Damenstift Herford 30 „eigenhörige“ Höfe in Stockum und Selm. Sie dienten der Versorgung der Stiftsdamen. Gerichtsbarkeit und Hoheitsrechte des Oberhofes „Haus Stockum“ übertrugen die Äbtissinnen von Herford zunächst den Rittern von Stockum. In der Nähe des heutigen Hofes Rasche erbauten diese Lehnsmannen der Abtei die Burg Stockum mit dem dazu gehörigen Amtshof. Nach der Burg Stockum (im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt) am nördlichen Lippeufer errichteten sie schräg gegenüber die Burg Hugenpoth (1305 urkundlich genannt) auf einer Insel am anderen Lippe-Ufer. Diese Burgen sicherten die Herrschaft über die zugehörigen Bauernhöfe links und rechts der Lippe und boten in kriegerischen Zeiten deren Bewohnern Schutz. Diese konnten während einer Fehde mit ihrem Vieh und ihrer beweglichen Habe in den Burgen Sicherheit finden. Um 1300 ging das Lehen beider Burgen an die Herren von Hövel über, die nun als Schulten der Herforder Äbtissinnen dienten. Den Burgherren standen auch die Jagd-, Fisch- und Mahlrechte zu.
Der Hof in Fehden und Kriegen
Die Herren der Burgen versuchten immer wieder ihren Einfluss und ihren Besitz nach Norden und Süden auszudehnen. Die von Hövel nahmen dabei zunächst keine Rücksicht auf die Grenzlinie zwischen dem Machtbereich der Bischöfe von Münster und dem der Grafen von der Mark; denn ihr Einflussbereich lag beiderseits der Grenzlinie, der Lippe. Dass diese märkisch-münsterische Grenzlinie lange Zeit nicht festlag und daher in Fehden immer wieder heftig umstritten war, das verdeutlicht der Besitz derer von Hövel. Burg Stockum, ihr Amtshof und die Masse der Unterhöfe lag auf münsterischem Boden; die Burginsel Hugenpoth und einige Höfe befanden sich hingegen unter märkischer Oberhoheit südlich der Lippe. Noch im 18. Jahrhundert waren fast alle Sandbochumer Höfe von Stockum abhängig. Zur Sicherung dieser errichteten die Herren von Hövel südlich der Lippe, etwa 2 Kilometer von den Burgen Stockum und Hugenpoth entfernt, eine dritte Burg, die Torksburg (im heutigen Nordherringen). Die wichtigen Grenzbefestigungen waren in Fehden heftig umkämpft. 1388 steckten in einer Fehde Dortmunder Söldner die Burg Stockum an und brandschatzten sie.
Gegen die mächtigen Grafen von der Mark konnten sich die Ritter von Stockum auf Dauer nicht behaupten. Für die Märker war die Burg Hugenpoth ein wichtiger Pfeiler gegen Münster. Zwischenzeitlich wurden in Friedensverträgen Kompromisse geschlossen. Die Stockumer mussten für Hugenpoth den Grafen den Zutritt gestatten; d. h. die Grafen von der Mark durften die Burg als „Absteigequartier“ benutzen. In Kriegszeiten war sogar eine märkische Besatzung gestattet. Nach 1400 wurde die Burg Hugenpoth Eigentum der Grafen von der Mark. Sie wurde jetzt in ihren Lehnslisten aufgeführt. Genau in dem Jahr ließ der Bischof von Münster die Bauern der westlichen Bauerschaften Wernes in die Stadt umsiedeln, um so die Stadt als Grenzfeste gegen den Feind südlich der Lippe zu verstärken.
In den Auseinandersetzungen nördlich der Lippe zwischen den Herren von Stockum und verschiedenen Kontrahenten ging es vornehmlich um wirtschaftliche Interessen. Mühlen und Weidegründe waren profitable Güter. Es kam immer wieder nördlich und südlich der Lippe zum Streit um Weiderechte. Vor allem in Gewinnbriefen wurden Weiderechte häufig umfangreich und detailliert rechtlich festgeschrieben.
Zur Sicherung ihrer Rechte benutzten die Herren von Stockum auch andere Mittel. Nördlich der Burg verlief der Weg von Osten nach Westen Richtung Werne durch ihren Gerichtsbezirk. Dort legten sie weiträumig dichtbewachsene Wälle an. So konnten die Fuhrwerke Zoll und Wegegeld, die die Burgherren forderten und einziehen ließen, nicht mehr umfahren. Die zwei Burgen Hugenpoth und Stockum sollten auch den Lippeübergang sichern, der ebenfalls gewinnbringend war, vor allem zu Zeiten als die Lippe schiffbar war. Dies war sie auch noch im 19. Jahrhundert. Neben der Mühle gab es eine 1822 gebaute und 1855 vergrößerte Schiffahrtsschleuse
Im 30jährigen Krieg wurde vor allem die Burg Hugenpoth mehrfach besetzt und ausgeraubt. Schwere Verwüstungen gab es auch südlich der Lippe im Holländischen Krieg (1672 bis 1678). Die Grafschaft Mark gehörte seit 1609 zu Brandenburg-Preußen. Der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg, unterstützte die Niederlande gegen den französischen König Ludwig XIV. Die Torksburg in Nordherringen und vermutlich auch die nur knapp zwei Kilometer entfernte Burg Hugenpoth waren von den Franzosen 1673 eingenommen worden. Die Brandenburger erlitten bei dem Versuch, die Burgen zurückzuerobern, eine herbe Niederlage. Sie büßten 500 Mann und 2 Offiziere ein.
Verfall und Neubeginn
Neben den Kriegsschäden führten Wirtschaftskrisen zur Überschuldung. Der Amtshof der Abtei Herford wurde etwa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufgegeben und abgerissen. Er war schon um 1620 „wüst“ gefallen. Die Burgen Stockum und Hugenpoth verfielen. Nur von der Burg Hugenpoth gibt es wenige ruinöse Mauerreste, und zwar die, die die Zugbrücke trugen. Von den anderen zwei, Stockum und Torksburg, ist nichts mehr zu sehen. Die Orte sind als Bodendenkmale nur noch für Archäologen interessant. Krieg, Fehden, gewalttätiger Streit zwischen verfeindeten Familien und Erbstreitigkeiten haben fast alle Spuren verwischt.
Konflikte um das Lehnsrecht mit der Abtei Herford, ein gewalttätiger Streit zwischen zwei Familien um Besitzrechte, auch vor dem Reichskammergericht in Wetzlar und am Hofgericht Münster ausgefochten, führten zu einem wirtschaftlichen Ruin. Der ehemals große Besitz der Stockumer Herren wurde zersplittert. 1796 kam es zu einer Zwangsversteigerung. Das Haus Stockum war hoch verschuldet. 1810 erwarb der Graf von Westerholt-Gysenberg die Reste der umliegende Gelände und einige Güter. Ein großer Teil der südlichen Fluren Stockums war in seinem Besitz. Die Stadt Werne hat später große Teile davon für Neuansiedlungen erworben.
1821 verkaufte der Graf den Hof am Sandbochumer Weg, noch als Leibgewinngut bezeichnet, an Franz Klosterkamp. Die Eigenhörigkeit war aufgehoben; Klosterkamp löste auch die damit verbundenen Verpflichtungen ab. Er kaufte 1829 die Mühleninsel mit der Mühle vom Grafen und später mehrere Ländereien von benachbarten Bauern hinzu, so dass der Hof auf die jetzige Größe anwuchs.. Die Familie Rasche hat die Anlage 1896 von Franz Klosterkamp erworben. Sie betreibt heute neben der Landwirtschaft auch eine Pension.
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