Denkmäler
Hof an der Wesseler Riege
An der Grenze zwischen Werne und Herbern, nahe eines kleinen Bachlaufs, liegt die denkmalgeschützte Hofanlage an der Wesseler Riege. Sie besteht aus einem alten Bauernhaus und einem dem Wohngiebel vorgelagerten Backspeicher. Das Hauptgebäude ist ein typisches niederdeutsches Bauernhaus in der Vierständerbauweise. Die Ständerreihen teilen den Wirtschaftsteil in drei Längsschiffe. Links waren die Pferde untergebracht, rechts die Kühe. Den mittleren Teil bildet die Diele und in ihr die Tenne. Diese diente als Zufahrt für die Erntewagen und als Arbeitsplatz. Von dort wurden die Tiere gefüttert, dort wurden Geräte und Wagen repariert und Getreidesorten gedroschen. Zu besonderen Anlässen ließ sich die große Halle auch zum Festsaal umfunktionieren. An der rechten Außenwand des Hauptgebäudes befindet sich ein niedrigerer Anbau mit einer Dachschräge. Ein solcher Anbau, Kübbung genannt, schaffte mehr Platz.
Ein großer Vierständerbau
Die großen Giebeldreiecke des Hautgebäudes kragen mit Knaggen vor. Das brachte den Vorteil, dass das Regenwasser von den hölzernen Bodenstreben abgehalten wurde. Im Giebeldreieck des Wohnteils befinden sich zwei kleine Öffnungen, die so genannten Ulenlöcher. Sie ermöglichten Eulen, auf dem Dachboden ihren Nistplatz anzulegen. Die fleißigen Nachtjäger dezimierten die Zahl der Mäuse.
An den Wirtschaftsteil des Hofgebäudes schließt, quer zur Hauptrichtung, das Flett an, eine Art Wohnküche. Aus der Zeit ihrer Erbauung um 1800 blieb die alte Ausstattung mit Pflasterung, Kamin und Türen erhalten. Hinter dem Flett, das vor allem als Wohnbereich diente, liegen, auf zwei Geschosse verteilt, die Schlafkammern der Bauernfamilie. Das Gesinde schlief über den Kuh- und Pferdeställen.
Das Herdfeuer fürs Wärmen und Kochen und ein Backhaus, dies auch in nachbarschaftlicher Nutzung
In der Mitte des Fletts, an der Wand zu den Schlafkammern, befindet sich das Herdfeuer. Es lieferte Wärme, Nahrung und lange Zeit auch Licht. Im Winter bot es die einzige Wärmequelle im Haus. Hier wurde für alle Hausbewohner gekocht, in großen Kesseln, die an Haken über dem offenen Feuer hingen. Zum Brotbacken gab es an der Wesseler Riege ein eigenes Backhaus, getrennt vom Hauptgebäude. Es stammt aus dem Jahr 1839 und verfügt über eine ungewöhnliche Größe. Als Backspeicher schaffte es zusätzlichen Lagerraum, vor allem für Getreide. Zum Backen wurde ein ergiebiges Feuer auf den Steinplatten des Ofens angezündet. Danach wurde die Glut herausgezogen und Reste wurden abgefegt. Auf die heißen Steine kamen dann die Brotlaibe. Zum Beweis, dass dort heute noch in der traditionellen Weise gebacken wird, schob der Besitzer des Hofes gern den alten Schaber zum Schieben der Brotlaibe in den Backofen.
Nicht jeder Hof konnte sich eine vergleichbare Backgelegenheit leisten, so dass auch die Nachbarn zum Brotbacken an die Wesseler Riege kamen. Das war nicht nur ökonomisch, sondern bot auch Gelegenheit zu geselligem Tratsch, zur Absprache nachbarschaftlicher Hilfe oder zu vorteilhaften Tauschgeschäften.
„Gefälle“ – Abgabeverpflichtungen an den Grundherren
Dieser Hof umfasste 80 Morgen und war vor der Bauernbefreiung dem Grafen von Merveldt zu Westerwinkel abgabenpflichtig. In einem so genannten Gewinnbrief wurden die Abgaben detailliert festgeschrieben. Der letzte Gewinnbrief von 21. März 1793 verfügte, dass 60 Taler zu Beginn gezahlt werden mussten, dann jährlich sechs Taler Pachtgeld, vier Thaler Dienstgeld, zwölf Spanndienste, ein Schwein, vier Hühner, zwei Gänse, das Spinnen von fünf Pfund Gewebe, ein Weidehuhn. Im Jahre 1838 wurde diese Abgabeverpflichtung für 366 Taler abgelöst.
Die Hof-„Aufsitzer“ verfechten ihre Interessen
Berichtet wird von einem Streit zwischen Bauern aus der Bauerschaft Mottenheim und aus der Bauerschaft Wessel. Es ging um den Zeitpunkt des Grasschneidens. Wann durfte Gras geschnitten werden? 1830 hatten Tagelöhner von Westerwinkel ohne Erlaubnis vor der festgesetzten Zeit im Mersch Gras geschnitten. Die Bauern entrissen die Sensen und brachten sie aufs Werner Rathaus.
Den häufigen Unmut über ihre adeligen Herren reagierten die eigenhörigen Bauern abends, wenn sie rings um das Herdfeuer saßen, mit dem Erzählen kritischer Witze ab. Eine eher freundlichere Variante lautete so: Ein Bauer aus Wessel mit einem Ochsenkarren voll Holz und ein Landrat hoch auf einem Kutschbock treffen auf einem schmalen Weg direkt aufeinander. Der adelige Landrat von oben herab: „Na, was soll jetzt werden? Soll der Ochse dem Landrat ausweichen oder der Landrat dem Ochsen?“ Sagt der Bauer: „Dat mött Ji unner Ink sölwst utmaken, da misk ick mi nich in.“
Ein heftigerer Streit trug sich im 16. Jh. in den nördlichen Bauerschaften Wernes zu. Schwieters berichtet von einem größeren Bauernaufstand im Jahre 1542. Das ist 17 Jahre nach der blutigen Niederschlagung der Bauernaufstände in Süddeutschland. Die Abdinkhöver Bauern hatten sich erhoben. Der Anführer der Erhebung war Johann Deipenbrock. Der Hof Deipenbrock in Holthausen, der Bauerschaft Wessel benachbart, war der Haupthof zahlreicher Höfe in Werne, die zum Kloster Werden gehörten. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und Deipenbrock wurde zur Strafe in Werne lebendig verbrannt.
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