Der Vorstand der Altstadtfreunde unterstützt ohne Einschränkung den Antrag der SPD bis zum letzten Schritt der Enteignung, hofft aber auf eine einvernehmliche Lösung im Fall der Südmauer 27.
Werne. In einem Antrag an die Stadtverwaltung fordert die SPD ein umfassendes Handlungskonzept zu dem „Gammelhaus“ an der Südmauer 27. Die Verwaltung solle „geeignete rechtliche Schritte gegen den Eigentümer vorbereiten, „um das Objekt nachhaltig zu sichern“. Der Vorstand des Vereins „Freunde des historischen Stadtkerns Werne“ begrüßt diese Initiative der SPD.
Der Verein, so betont der Vorsitzende Karl-Heinz Schwarze, habe wiederholt gefordert, dass „alles versucht werden müsse, Abrisse in der gewachsenen Struktur der historischen Altstadt zu vermeiden“. Die im Grundgesetz verankerte Sozialverpflichtung des Eigentums gelte auch für Denkmäler.
Die SPD will den Zustand des Hauses ebenfalls nicht länger akzeptieren. Sie verlangt von der Verwaltung, alle juristischen Schritte zu überprüfen – notfalls bis hin zur Vorbereitung einer Enteignung.
Das Haus an der Südmauer steht unter Denkmalschutz, weil es für die Geschichte Wernes prägend ist. In ihm hatten die Architekten Wenning und Wehmeier ihr Büro. Diese Architekten haben in den 20er und Anfang der 30er Jahre mit ihren Bauten die Schönheit der Werner Altstadt wesentlich mitgestaltet. Das Fachwerkhaus ist zudem bedeutsam, da es zwei verschiedene Konstruktionen zeigt; links steht ein Ständerbau, rechts ein Stockwerkbau.
Dieses Haus steht nun seit Jahren leer und verfällt. In der Presse und von Bürgern wird es immer wieder als „Schandfleck“ bezeichnet.
Denkmäler vermitteln den Bürgern Selbstbewusstsein und Identität. In diesem Sinne hat ein Kreis engagierter Bürger in Soest einen Verein gegründet mit dem provokanten Namen: „Unsere Stadt soll hässlicher werden“. In Stadtführungen stellen sie diejenigen, die die Schönheit der Soester Altstadt missachten, an den Pranger.
In Werne gibt es Häuser, die zeigen, wie engagierte Bürgerinnen und Bürger Denkmäler eindrucksvoll restauriert haben. Als Beispiel hebt Schwarze das Haus „Roggenmarkt 8“ heraus. Die Familie Herget-Schumpig hat für die Restaurierung den Staatspreis der Rheinisch-Westfälischen Denkmalpflege erhalten. Frau Schumpig sagt: „Wir sind hoch zufrieden, in der historischen Atmosphäre eines schönen Denkmals zu wohnen“.
Als Vorbild stellen die Altstadtfreunde das Gebäude Roggenmarkt 8 heraus. Der Vorstand der Altstadtfreunde unterstützt ohne Einschränkung den Antrag der SPD bis zum letzten Schritt der Enteignung. Da allerdings juristische Schritte langwierig und belastend sind, deutsche Gerichte zudem bei einer Enteignung eher zögerlich sind, wäre es wünschens- und erstrebenswert, wenn sich der Besitzer des Hauses Südmauer 27 mit den Vertretern der Stadt auf eine einvernehmliche Lösung zur Rettung des Denkmals einigen könnte, heißt es schließlich in der Erklärung der Freunde des historischen Stadtkerns Werne.