Nach dem interessanten Vortrag von Jan Ermel entspann sich ein lebhaftes Gespräch. Foto: Privat
Werne. Auf der Denkmal-Messe 2022 in Leipzig begegnete Karl-Heinz Schwarze, Vorsitzender der Altstadtfreunde Werne, Jan Ermel, Referent der Denkmal Akademie in Bonn, einer Institution der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Während eines lebhaften Gesprächs bot Ermel auf Nachfrage an, nach Werne zu kommen, um über die grundlegenden Aufgaben des Denkmalschutzes zu informieren.
Als Kooperationspartner gewann Schwarze Hubertus Waterhues von Bücher Beckmann: Dort fand am Donnerstagabend, 20. Juli 2023, der Vortrag statt. Bei etwa 20 Werner Bürgerinnen und Bürgern stieß dieser auf großes Interesse. Das bewies die engagierte Diskussion am Schluss.
Ermel erläuterte zunächst die Entwicklung des Denkmalschutzes in Deutschland sowie grundlegende Begriffe und Aufgaben der Denkmalpflege. Anhand von zahlreichen Bildbeispielen ging er unter anderem auf heikle Punkte wie das Verhältnis von Restaurierung und Rekonstruierung ein. Ebenso benannte er Kriterien, nach denen ein Bauwerk oder eine Landschaftsform als denkmalwürdig eingestuft werden.
Für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stehe dabei die Frage des Nutzens im Vordergrund, betonte der Historiker und Kunsthistoriker. Denn nur, wenn Eigentümer ein Gebäude für Wohn- oder Arbeitszwecke benutzen könnten, seien sie bereit, sich für dessen Erhalt einzusetzen.
Lebhafte Diskussion: „Denkmalschutz muss erklärt werden“
„In jedem Fall muss Denkmalschutz erklärt werden.“ Das legte Ermel seinen Zuhörern ausdrücklich ans Herz. Nur so ließen sich Menschen von der Notwendigkeit überzeugen. Die Vorteile, historische Bausubstanz zu bewahren, legte der Denkmalschützer eindrücklich dar. Abgesehen vom Erhalt kulturellen Erbes und der Pflege gewachsener Identitäten spiele dabei auch ein aktueller Aspekt eine wesentliche Rolle: die Nachhaltigkeit. „Altbestand zu sanieren oder zu restaurieren ist umweltgerechter und klimaschonender als neu zu bauen“, sagte Ermel.
In der anschließenden Diskussion setzte eine Nachfrage gleich an diesem Punkt an: Wie sinnvoll Solaranlagen auf denkmalgeschützten Häusern seien? Ermel reagierte zurückhaltend. „Auf mittelalterlichen Gebäuden oder Reetdächern können solche elektrischen Anlagen schon wegen der Brandgefahr nicht installiert werden“, erklärte er.
Andere Zuhörer äußerten sich kritisch zur Situation des Denkmalschutzes in Werne – dessen historische Substanz im Altstadtkern Ermel zuvor ausdrücklich wertgeschätzt hatte. Die Fragen bezogen sich auf die stadtbekannten Sorgenkinder wie Kirchhof 3, Südmauer 27 und das Projekt der Altstadtfreunde an der Westmauer, die ehemalige Stuhlmacherei.
Da auch Petra Göbel und Ralf Bülte als Vertreter der Unteren Denkmalbehörde anwesend waren, konnten sie umgehend auf die Fragen eingehen. „In einem Fall läuft ein Verfahren, und wir warten händeringend auf das Urteil“, so Göbel. „Bei vielen Eigentümern sind uns die Hände gebunden“, sagte Bülte. Auf der anderen Seite würden sich die Werner Bürgerinnen und Bürger sehr stark mit ihrer historischen Altstadt identifizieren