Vortrag in der Kirche St. Christophorus: Werne im Kulturkampf zwischen Berlin und Rom
Der Verein „Freunde des historischen Stadtkerns Werne“ lädt am Freitag, 12. August 2022, um 18 Uhr ein zu einem Lichtbildervortrag in die St. Christophoruskirche. Karl-Heinz Schwarze zeigt auf, wie eine Auseinandersetzung zwischen Berlin und Rom, zwischen Reichskanzler Otto von Bismarck und Papst Pius IX. die Kleinstadt Werne besonders betraf. Zwei Kunstwerke in der Kirche veranschaulichen diese Betroffenheit. Die Zuhörer werden eingebunden; sie singen die Lieder, die damals die Geschlossenheit der Gläubigen im Kulturkampf verstärkten.
Reichskanzler Otto von Bismarck löst den Konflikt aus. Der Staat, das Königreich Preußen, führt den Kampf mit rigorosen Gesetzen, die in den Parlamenten vor allem mit den Stimmen der liberalen Parteien beschlossen werden.
Mit dem Tod des Pfarrdechanten Overhage 1873 beginnt der Konflikt in Werne. Priestern wird unter harten Strafen verboten, ihre pastoralen Aufgaben zu erfüllen. Bernhard Spithöver, Vikar der St. Christophorus-Gemeinde, wird per Gerichtsbeschluss ausgewiesen, von der Polizei eskortiert. Der Kapuzinerpater Chrysostomus wird polizeilich gesucht, weil er „gesetzwidrig“ gehandelt habe. Das Vergehen der Priester besteht darin, Messen gelesen, Beichte gehört und gepredigt zu haben. Kirchenbücher, Siegel und das Pfarrvermögen der Pfarrdechanei Werne werden beschlagnahmt, und das Pfarrhaus wird verschlossen. Das Kapuzinerkloster wird wie alle Klöster aufgelöst, die Mönche werden vertrieben.
Die katholischen Gläubigen, die geschlossen ihrer Kirche die Treue halten, widerstehen dem staatlichen Druck mit zahlreichen Maßnahmen. In Werne nehmen Unruhen einen solchen Umfang an, dass der Landrat Kürassiere, schwer bewaffnete Reitersoldaten, aus der Kaserne in Hamm anfordert. Diese sollen die „revolutionären“ Katholiken gewaltsam befrieden. Ob sie anmarschiert sind, ist ungewiss. Die Werner Bürger haben sich allerdings nicht beruhigen lassen. Ein Besuch des Bischofs Johann Bernhard Brinkmann im Februar 1875 in Werne wird zu einem Jubelfest und zu einer politischen Demonstration ohne Beispiel. Ein prächtiger Zug begleitet den Bischof zur Pfarrkirche. Die Stadt prangt in frischem Grün. Kränze, Gewinde, Girlanden und Flaggen schmücken alle Häuser. Am Abend ehren ein glänzender Fackelzug und eine Illumination den Bischof in besonderer Weise. Einige Zeit nach seinem Besuch in Werne wird der Bischof von der Polizei ins Gefängnis nach Warendorf abgeführt. Schließlich entzieht er sich dem Druck der Behörden durch die Flucht ins niederländische Exil.
Wie ist der Kampf zwischen Staat und Kirche ausgegangen? Wie – das veranschaulichen zwei Bilder in der Kirche. Schauen Sie am 12. 8. in St. Christophorus um 18 Uhr vorbei.