
Denkmäler
Ein architektonisches Schmuckstück der Gründerzeit
Reicher Fassadenschmuck als Zeichen des Erfolgs: Das Haus Nr. 38 in der Steinstraße ist ein Massivbau aus dem Jahr 1901, errichtet im Stil der Neorenaissance. Der turmbekrönte Hauseingang über Eck – von der Westmauer zur Steinstraße – ist eine eindrucksvolle Zierde.
Ein Zierde nach antiken Tempelportalen
Das zweigeschossige Backsteingebäude mit Putzfassungen steht traufständig zur Steinstraße und wird links von einem Zwerchgiebel bekrönt. An der Gebäudeseite zur Westmauer befinden sich zwei qualitätvoll durchgebildete Pseudo-Ädikulen. Eine Ädikula ist ein von Stützen getragener Aufbau mit Gebälk, Bögen und Giebeln, in der Antike ein typisches Architekturelement der Portale kleiner Tempel. Hier ist es nischenähnlich als Schmuckelement der Seitenfassade aufgesetzt, typisch für die Neorenaissance.
Der reiche Schmuck dieses Hauses ist ein deutliches Symbol für den gesellschaftlichen Status der Familie. In der Gründerzeit um 1900 stellten viele Werner Geschäftsleute so ihren wirtschaftlichen Aufschwung zur Schau. Es gibt aus dieser Zeit in Werne zahlreiche Gebäude, die dem Stil des Historismus verpflichtet sind, ein Stil, der an historische Formen anknüpft.
Das Schuhgeschäft Kroes – Ein Stück Alt-Werne
Dieses Gründerzeithaus mit dem kleinen Türmchenerker, ganz am Eingang zur Steinstraße, beherbergte fast 130 Jahre lang einen der Traditionsbetriebe Wernes, das Schuhgeschäft Kroes. Bis 1993 führte hier Therese Kroes ihr Schuhgeschäft – mit viel Herzblut und Engagement. Als sie den Laden aufgab, war wieder ein Stück „Alt-Werne“ zu Ende gegangen. Leicht war Therese Kroes der Entschluss nicht gefallen – auch wenn sie damals bereits 80 Jahre alt war. Immerhin hatte sie mehr als die Hälfte ihres Lebens, 53 Jahre lang, im Geschäft gestanden und schon die Großeltern ihrer Kunden bedient. Noch 1988 hatte Therese Kroes das 125jährige Jubiläum des Schuhgeschäfts gefeiert. Eine Herzerkrankung zwang sie schließlich dazu, den Laden für immer zu schließen.
Arbeit – reichlich und vielfältig
Ihr Schwiegervater hatte den Betrieb gegründet und an seinen Sohn vererbt. Mit ihrer Heirat am 10. Mai 1939 kam Therese Kroes ins Geschäft. Bereits wenige Monate später musste sie es allein führen. Ihr Mann war als Soldat im 2. Weltkrieg eingezogen worden.
Arbeit gab es für Therese Kroes genug, zumal sie während des Krieges zwei Töchtern das Leben schenkte. Dabei hatte die Wirtstochter aus dem Evenkamp, eine geborene Schwartländer, das Schuhhandwerk gar nicht gelernt. Trotzdem griff sie schon mal selbst zum Werkzeug und versah die vielen reparaturbedürftigen Schuhe mit neuen Sohlen oder Absätzen. Nach dem Tod ihres Mannes 1971 gab Therese Kroes den Reparaturbetrieb allerdings auf und konzentrierte sich ausschließlich auf den Schuhverkauf. Ihre Kunden schätzten ihre humorvolle Art. Und auch sie sagte über ihre Kunden: „So gemütliche und lustige Leute findet man selten.“
Umnutzung zum Reisebüro
Das Ende ihres Schuhgeschäfts bedeutete allerdings nicht das Ende des Familienbetriebs in dem Haus an der Steinstraße. Eine von Therese Kroes Töchtern, Inge Lunemann, übernahm das Ladenlokal. Ihr Mann richtete dort ein Reisebüro ein, das noch heute besteht und mittlerweile von Therese Kroes‘ Enkelin Petra Schmiedeknecht, geborener Lunemann, geleitet wird.
Das Haus ist seit dem 13. 6. 1996 ein eingetragenes Denkmal.
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