Denkmäler
Frühschoppen mit Blick auf die Kirchentür
Im Zentrum von Werne liegt eines der ältesten Gasthäuser Westfalens, wahrscheinlich sogar eines der ältesten Gasthäuser Deutschlands – das Hotel Baumhove, ein reich gestaltetes Fachwerkhaus mit drei überstehenden Geschossen und farblich verzierten Holzstützen. Der Gast hat von dort einen direkten Blick auf das gotische Alte Rathaus und auf einen Teil der St. Christophorus-Kirche.
„Der Blick auf die Kirche war früher den Bauern wichtig, die bei uns ihren Frühschoppen einnahmen“, erklärte Siegfried Baumhove (†). So konnten die Bauern sehen, wann die Messe zu Ende war und sie mit ihren Familien wieder nach Hause mussten.
Die urkundlichen Nachweise des Hauses reichen zurück bis in das Jahr 1484. Damit ist das Haus Baumhove älter als das Werner Rathaus. Außerdem befindet es sich seit Ende des 15. Jahrhunderts im Familienbesitz, wenn auch immer unter anderem Namen. Die Eigentümer hatten jahrhundertelang immer Töchter, und mit deren Ehemännern wechselten auch die Namen. Zum Markt hin wurde immer eine Gaststätte betrieben. Nach hinten hin, zur Klosterstraße, war das Gebäude ein klassisches Patrizierhaus.
Braukessel zu Waffen umgeschmolzen
1824 wurde die Baumhovesche Altbierbrauerei gegründet. Von der Tradition der Gaststätte als Brauhaus zeugt heute noch ein Lastrad in der altdeutschen Gaststube. Damit konnte früher das Getreide für das Bier zur Lagerung in den Dachstuhl hochgezogen werden. Im 1. Weltkrieg musste der Brauereibetrieb allerdings aufgegeben werden. Der Staat ließ die kupfernen Braukessel, die damals in der Tenne standen, für seine Rüstungsindustrie beschlagnahmen. Möglicherweise im Zusammenhang mit dem Braubetrieb ließ der damalige Wirt den hinteren Teil des Hauses für eine landwirtschaftliche Nutzung umbauen.
Ältere Werner Bürger erinnern sich noch an das Scheunentor, das die Fassade zur Klosterstraße hin zierte. „Durch das Tor kamen früher immer die Bergleute und Knechte, die zur Frühmesse im Kloster waren“, erzählte Siegfried Baumhove. Die Gaststätte war damals schon um 6 Uhr morgens geöffnet, und der Wirt verkaufte den hungrigen Kirchgängern Töttchen und Bouillon. Die Bauern kamen eine Messe später vorbei. „Von denen hatte jeder in der Gaststätte seinen festen Platz“, so Baumhove. Zum Hotel wurde das Gasthaus Baumhove, als Werne wegen seiner Sole kurzzeitig den Status eines Kurbades erhielt. Damals kamen viele Gäste in die Stadt, die eine Unterkunft brauchten. Bei einer umfassenden Renovierung des Hauses ließ die Familie Baumhove 1968 die alte Patrizierfassade wieder zurückbauen. Ende der 70-er Jahre wurde die inzwischen ungenutzte Tenne zu einer altdeutschen Gaststube umgebaut.
Getarnter Kartenclub
Das Gasthaus Baumhove ist und war ein beliebtes Lokal für Vereine. Noch heute spielt hier ein Kartenclub, der 1848 von damaligen Werner Honoratioren gegründet wurde. Zu jener Zeit hatte das Kartenspiel allerdings eine Tarnfunktion: In den alten Vereinsstatuten steht, dass auch politische Literatur gelesen wurde. Die Gründung politischer Vereine hatte die preußische Regierung nämlich nach der bürgerlichen Revolution von 1848 verboten.
Das Hotel Baumhove, Markt 2 und Klosterstraße 8, ist seit dem 16. Juli 1985 eingetragenes Denkmal.
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