Denkmäler
Handwerksgesellen: Weiterbildung auf der Walz
Werner Handwerker und Geistliche gründeten am 20. August 1893 die Kolpingfamilie Werne. In dem Kolpinghaus an der Alten Münsterstraße fanden wandernde Kolpingsöhne eine Unterkunft. Als Hubert Paul, eine der weit gewanderten Gesellen aus Werne, 1953 seine Schreinerlehre abgeschlossen hatte, war es noch allgemein üblich, dass Handwerksgesellen zwecks beruflicher Weiterbildung auf die Walz gingen. Mitglieder der Kolpingfamilie konnten sich dabei auf eine gute Infrastruktur verlassen. „Die Kolpingfamilien brachten uns in ihren Häusern unter oder sorgten für eine private Unterkunft“, sagt Paul.
„Gott segne das ehrbare Handwerk“ Spruch über zwei Kolossalsäulen
Das „Kolpinghaus“ ist 1915/1920 erbaut. Es ist ein zwei- und dreigeschossiges Traufenhaus mit acht Achsen und Putzgliederung. Der Mittelgiebel ist mit Kolossalhalbsäulen ausgestattet. Im Erdgeschoss befinden sich ein rundbogig bekröntes Portal und seitlich kleine galerieartige Vorbauten mit gemeinsamer Bedachung. Die zwei Kolossalsäulen tragen einen runden Giebel, auf dem steht die Inschrift „Gott segne das ehrbare Handwerk“. Der Giebel schneidet in einen Dreiecksgiebel ein. Die Schmuckformen sind der antiken Architektur entlehnt.
Wie die Kolpingfamilie vor einigen Jahren zum 50. Jubiläum der Karnevalssitzung „Hol di fast“ herausfand, waren es wandernde Gesellen aus dem Rheinland, die den Karneval in den 1920er-Jahren in die Lippestadt brachten. Daraus entstanden die Karnevalsfeste der Kolpingfamilie, die zum Vorläufer der Traditionsveranstaltung wurden.
Bedeutung der Wanderschaft
Genauere Zahlen über Wanderschaften nach und aus Werne liegen nicht vor. Einige Zahlen aus dem Buch „Mitten in der Bewegung der Zeit. Geschichte des Kolpingwerkes in Deutschland“ (Michael Hanke) verdeutlichen die Bedeutung der Wanderschaft vor dem Zweiten Weltkrieg. So verzeichnete der Kölner Verein 1926 knapp 5000 zugereiste Kolpingmitglieder, von denen mehr als 26 Prozent aus Westfalen kamen. Vor allem waren es Schreiner, Schlosser, Bäcker und Schneider, die sich auf die Wanderschaft machten, meist im Alter von 18 bis 22 Jahren. „Heute wird seitens der Kolpingfamilien kaum noch gewandert“, sagt Hubert Paul. So gebe es auch kein Kolping-Wanderbuch mehr.
Flugblattaktion gegen kirchenfeindliche polemische Schmähschriften der NS
Im Jahre 1935 sorgten Kolpinggesellen für großes Aufsehen. Am 2. August 1935 wurden acht Mitglieder der Werner Kolpingsfamilie von den Nationalsozialisten in „Schutzhaft“ genommen und als „Vaterlandsverräter“ ins Konzentrationlager Esterwegen gebracht. Sie hatten mit einer Flugblattaktion auf kirchenfeindliche polemische Schmähschriften von Nationalsozialisten reagiert. Die Werner Kolpingsfamilie wurde aufgelöst und konnte erst nach 1945 wieder begründet werden.
Das Kolpinghaus ist seit dem 27. 6. 85 ein eingetragenes Denkmal.
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