Denkmäler
Kost und Logis
Brot, Bier, Bett und gutes Essen
In Werne gab es bis zum 1. Weltkrieg eine Reihe von Gastwirten, die ihre Biere selber brauten. Das war ein einträgliches Geschäft. Ende des 19. Jahrhunderts besaßen sechs Braurechte – die Gaststätten von Theodor Angelkort, Franz Baumhove, Theodor Lepper, Rudolph Möllenbrink, Wilhelm Zengeler und Carl Resmann.
Einige der Gaststätten boten auch Zimmer für Gäste an. Als 1878 das Werner Thermalbad gegründet wurde und 1899 die Zeche abgeteuft wurde, kamen vermehrt Hotelgäste nach Werne. Das bot Verdienstmöglichkeiten. Daher wurden auch neue Hotels gebaut. Werne entwickelte sich von einem ländlichen Ackerbürgerstädtchen zu einer kleinen Industriegemeinde.
Von den Gasthäusern besteht heute nur noch das Hotel Baumhove. Außer Baumhove sind von den ehemaligen Hotels und Gaststätten noch 4 Gebäude erhalten, die jetzt unter Denkmalschutz stehen. Das sind das Pfarrheim (Kirchhof 2), die ehemalige Gaststätte Gerstenberg (Kirchhof 3), Möllenbrink (Steinstraße 23). Unter Denkmalschutz steht zudem das Hotel und Restaurant Ickhorn.
Bier- im Mittelalter ein Grundnahrungsmittel
Einer der ältesten Nachweise über Braurechte in Werne stammt aus dem Jahr 1603. Das Bier, dessen Alkoholgehalt deutlich geringer war als heute, zählte im Mittelalter zu den Grundnahrungsmitteln; denn das meist schlechte Wasser aus einem Brunnen konnte krank machen.
Die Verwalter des Werner Heilig Geist Hospitals verfügten während einer Notzeit, dass ein Vorrat an Bier oder anderen lebensnotwendigen Mitteln angelegt werden solle, um sie an bedürftige Kranke zu verteilen.
Im Mittelalter regulierten nicht Angebot und Nachfrage die Preise, sondern diese wurden von oben festgelegt – von Zünften oder vor allem in Notzeiten und bei zu geringem Angebot vom Bürgermeister und Rat. Der volle Becher Bier durfte für 5 Viertelmünzen verkauft werden, das Fass für achteinhalb Schilling. Die Preise galten „buten und binnen“. War das Angebot knapp, beschränkte der Rat die Zahl der Fässer, die ein Brauer außerhalb der Stadt verkaufen durfte, auf vier. Der Grund: Innerhalb der Stadt sollte „beers genog“ sein! Keiner sollte Durst leiden.
Für den Export „buten“ war Grut wichtig, eine Kräutermischung, die das Bier schmackhafter und haltbarer machte. Die Produktion und der Verkauf des Gruts wurden überwacht, und es wurden dafür Abgaben erhoben. Kontrolliert wurden auch die Maße der Bierkrüge. Zudem: Laut einer Ratsordnung aus dem Jahr 1616 war das Zapfen von Bier während des Gottesdienstes verboten, außer für Kranke.
Gaststätten waren früher die Orte, wo Einwohner und Fremde ihre freie Zeit verbrachten. Der Tresen war das Herzstück der Gaststube. Hier tauschten Bergleute, Bauern und Knechte nach der Arbeit den neuesten Klatsch aus, hier wurden sogar Lehrstellen vermittelt und Geschäfte abgewickelt.
Bau neuer Hotels in Werne nach 1900
Zu den neuen Hotels gehörte das der Familie Overmann. Sie baute ein Hotel mit zehn Zimmern für Gäste des Thermalbads an der Bonenstraße. Mit dem Zuzug von Bergarbeitern wuchs in Werne die Zahl der Sport-, Gesang- und Brieftaubenvereine. Das Hotel Overmann an der Bonenstraße war zeitweise das Vereinslokal von 14 Kegelclubs. Für die Feste der zahlreichen Vereine errichteten verschieden Gaststätten und Hotels große Säle. Das Gesellschaftszimmer wurde – wie der Tanzsaal – zu einem Merkmal jener Zeit. Heinrich Zinke baute eine alte Scheune hinter dem Gasthaus an der Burgstraße zum Viktoria-Saal um. Bei Zinke gründeten sich auch der Taubenverein „Auf zur Heimat“ und der Turnverein (TV), heute der größte Werner Sportverein.
Das Hotel Burghof an der Bonenstraße Nr. 3, bis vor kurzem Sitz eines Herrenausstatters, hatte ebenfalls einen großen Saal, in dem früher Ruth Schwartländer die Schlussbälle ihrer Tanzschule feierte.
Ein Pferdestall war vor allem für diejenigen Gaststätten wichtig, die nahe an der Kirche St. Christophorus lagen. Hier konnten die Kirchgänger aus den umliegenden Bauerschaften ihre Pferde ausspannen und versorgen. Das galt vor allem für die Gaststätte Resmann an der Burgstraße wegen ihrer großen Scheune.
Fassade Hotel Burghof
Gasthaus Möllenbrink
Über hundert Jahre lang stand der Name für eine der bekanntesten Werne Gaststätten, für das „Bürgerhaus“. Bis seine letzte Wirtin, Josefa Möllenbrink, zu Silvester des Jahres 1993 den Zapfhahn hochdrehte. Damit versiegte auf der früheren Gaststättenmeile an der Steinstraße die letzte „Bier-Quelle“.